Sichtbarkeit, Wertschätzung & Vorteile aufzeigen – Nachwuchsgewinnung im Schiedsrichterwesen

Am 21. Februar 2024 führte der KFV Fußball Burgenland seinen bereits fünften digitalen Themenabend durch. Unter dem Aspekt „Nachwuchsgewinnung im Schiedsrichterwesen“ referierte Regionalliga-Referee Patrick Kluge vor insgesamt zehn anwesenden Vereinsvertretern.

Nach den obligatorischen kurzen Ausführungen aus der aktuellen Arbeit der Ausschüsse des KFV Fußball Burgenland übernahm Patrick Kluge das Wort. Der 39jährige Schiedsrichter des FSV Grün-Gelb Osterfeld pfeift seit 25 Jahren aktiv und amtierte in seiner Karriere bereits bei über 250 Spielen in der NOFV-Regionalliga. Zudem steht er dem Förderkader für Nachwuchsreferees im KFV vor.

Der 39jährige Patrick Kluge referierte zum 5. Digitalen Themenabend des KFV Fußball Burgenland zur "Nachwuchsgewinnung im Schiedsrichterwesen" (c) Katrin Tretbar

Der 39jährige Patrick Kluge referierte zum 5. Digitalen Themenabend des KFV Fußball Burgenland zur „Nachwuchsgewinnung im Schiedsrichterwesen“ (c) Katrin Tretbar

Zu Beginn ging der Referent auf die Bedeutung des Schiedsrichters für den Fußball ein und zeigte anhand von Statistiken, welche Probleme Unparteiische im Amateurfußball wahrnehmen. Hierbei gaben die Referees vor allem mangelnden Respekt von Zuschauern (85 %) und am Spiel beteiligter Akteure (79 %) an. Es folgte ein Überblick über die Anzahl an Schiedsrichtern deutschlandweit und im KFV Fußball Burgenland. Im Bundesvergleich wurde die negative Trendwende zuletzt gestoppt. Erstmals seit 2016 erfasste die DFB-Statistik des Jahres 2023 wieder einen kleinen Anstieg. Dies wird auf das „Jahr der Schiedsrichter“ zurückgeführt, welches der DFB in den vergangenen zwölf Monaten medial publizierte.

Auch der KFV Fußball Burgenland hat im vergangenen Jahr das Thema Schiedsrichterwesen öffentlichkeitswirksam begleitet. Neben der Ausstattung aller aktiven Referees mit Polo-Shirts und Trainingsanzügen wurde allen Vereinen ein Werbebanner zur Schiedsrichtergewinnung zur Verfügung gestellt. Zudem bespielt der KFV fortlaufend seine social media-Kanäle mit der Kampagne „Warum bist du Schiedsrichter?“. Hier erklären einmal wöchentlich aktive Referees ihre Gründe, das Ehrenamt auszuüben.

„Das stetige Sichtbarmachen des Schiedsrichterwesens und die damit verbundene Etablierung im Bewusstsein der am Spiel Beteiligten sind wichtige Bausteine in der Nachwuchsgewinnung“, sagt Patrick Kluge. Für den kommenden Schiedsrichteranwärterlehrgang, welcher am 24. Februar 2024 in Naumburg startet, sind 16 Anmeldungen eingegangen, was eine erste positive Tendenz darstellt. Hinzu kommen vier Unparteiische, welche den Junior-Lehrgang des Fußballverbandes Sachsen-Anhalt abgeschlossen haben. Sofern alle ihre Prüfung erfolgreich ablegen, stehen dem KFV Fußball Burgenland ab März insgesamt 20 neue Unparteiische zur Verfügung.

Auf die bisherigen Maßnahmen aufbauend, leitete Kluge fortlaufend an Statistiken und Best Practice Beispielen ab, wie junge Menschen strategisch für das Amt des Schiedsrichters begeistert und erreicht werden können. Neben den Medien, welche die verschiedenen Altersbereiche konsumieren, stellte der Referent eine Toolbox des DFB vor, in welcher sich Vereine und Verbände gezielt Werbemittel für die eigene Kommunikation erstellen können. Zudem zeigte Kluge zwei positive Beispiele aus anderen Bundesländern auf, in welchen es Vereinen mit simpel angelegten Kampagnen gelungen ist, neue Unparteiische zu akquirieren.

Weitere wichtige Ansätze seien die Wertschätzung gegenüber vereinseigenen und vereinsfremden Unparteiischen und die Einbindung der vereinseigenen Schiedsrichter in die Gemeinschaft. „Die Schiedsrichter brauchen feste Ansprechpartner und steten Kontakt zum Heimatverein. Wichtig ist zudem, dass bei der Ansprache potentieller Anwärter die Vorteile des Ehrenamtes aufgezeigt werden“, fasst Kluge zusammen. „Ein abgeschlossener Lehrgang unter dem Hintergrund, ausschließlich eine Strafe auf Grundlage der Rechts- und Verfahrensordnung zu umgehen, bringt langfristig wenig Erfolg“, sagt der Regionalliga-Referee.

Marcel Lehner, sportlicher Leiter des SC Naumburg sagte in der abschließenden Diskussion: „Gerade die beiden Best Practice Beispiele sind eine tolle Idee. Ich werde die Ansätze in unseren Verein mitnehmen.“ Ähnlich äußerte sich Daniel Keller, Vizepräsident des FC RSK Freyburg. „Vielen Dank. Ein guter Beitrag, der mir den ein oder anderen Anstoß gegeben hat.“

Gast-Zuhörer des Abends war Michael Müller, Präsident des KFV Altmark-Ost, mit welchem der KFV Fußball Burgenland regelmäßig im Austausch steht. Auch er fasste zusammen: „Kompliment für dieses Format.“